Die Hose (Carl Sternheim)

Die Hose (Carl Sternheim)

Das Stück eröffnet Sternheims Tetralogie (Der Snob, 1913, Das Fossil) über den Aufstieg des Kleinbürgers Theobald Maske in die Welt von Großfinanz und Aristokratie und gilt als das wichtigste Werk aus dem dramatischen Zyklus „Aus dem bürgerlichen Heldenleben“, in dem er die bürgerliche Gesellschaft seiner Zeit einer satirischen Analyse unterwirft.

Der Beamte Theobald Maske befürchtet einen Skandal, da seine Frau auf offener Straße jenes in der Wilhelminischen Zeit kaum aussprechbare Kleidungsstück verloren hat, das dem Stück den Titel gibt. Um mögliche finanzielle Nachteile abzuwenden, beschließt Maske, Untermieter aufzunehmen, den gewandten Literaten Scarron sowie den schwächlichen Friseur Mandelstam. Beide sind aber, als Zeugen des peinlichen Vorfalls, vor allem an Maskes Frau Luise interessiert, die sich besonders dem Werben des „romantischen Dichters“ nicht abgeneigt zeigt, der sie jedoch während einer Diskussion über Nietzsches „Übermenschen“ vergißt. Als eigentlicher Sieger geht Maske aus den Geschehnissen hervor; er verführt die Nachbarin und eröffnet seiner Frau anschließend, während er Anweisungen zur Zubereitung des Sonntagsbratens gibt, daß er sich nun auch finanziell in der Lage sehe, „ihr ein Kind zu machen“.

Das Lustspiel, anfänglich „aus Gründen der Sittlichkeit“ verboten, zählt zu S.s erfolgreichsten Stücken, in denen er kleinbürgerlichen Geltungsdrang und verdrängte sexuelle Wünsche unter der „Maske“ gesellschaftlicher Anpassung und Unscheinbarkeit entlarvt. „Meine Unscheinbarkeit ist eine Tarnkappe, unter der ich meinen Neigungen, meiner innersten Natur ungehindert frönen kann“ (Maske).

Bild: Edgar M. Böhlke und Katharina Rupp, Frankfurt 1986